Wenn umgangssprachlich von einer Zahnentzündung die Rede ist, geht es konkret um
Ein Zahn mit der sichtbaren Zahnkrone und der im Zahnfleisch verborgenen Wurzel besteht aus drei Schichten:
Das Zahnmark ist von Zellschichten und feinsten Blutgefäßen oder Nervenbahnen durchzogen, die die Vitalität eines Zahns erhalten. Über winzige Durchlässe – die Parodontal- oder Zahnwurzelspalte – in den Spitzen der Zahnwurzeln sind diese anatomischen Strukturen im Kiefer mit dem Rest des Organismus verbunden.
Erreichen Bakterien dieses Gewebe kommt es zu einer Entzündung – der Zahnentzündung oder der Zahnwurzelentzündung Pulpitis.
Es sind im Wesentlichen drei Symptome, die im Verlauf einer Pulpitis auftreten:
Das auffälligste Symptom einer Zahnmarkentzündung sind extreme Zahnschmerzen, die oft eine pochende Ausprägung zeigen. Jeder Druck auf den Zahn und das Zahnfleisch in der Nähe, aber auch Temperaturreize verstärken die Schmerzen kurzfristig noch einmal.
Die Schmerzen signalisieren eine Zahnentzündung im frühen Stadium. Werden sie ignoriert oder mit Medikamenten ausgeschaltet, breitet sich die Infektion häufig aus. Diese Ausbreitung erkennen Sie leicht an einer „dicken Backe“ – einem Abszess unterhalb des Zahns. Hier ist die Infektion auf das Zahnfleisch übergegangen und es hat sich eine Eiteransammlung gebildet.
Wichtig: Abszesse können auch noch entstehen, wenn die Zahnschmerzen verschwunden sind. Eine Schmerzfreiheit ist dann ein Anzeichen für einen abgestorbenen Zahn, bedeuten aber keinesfalls ein Ende der Zahnentzündung.
Außerdem verlieren tote Zähne bald an Stabilität und zerbrechen unter den regelmäßigen Kaubelastungen.
Kommt es mit dem Abszess zu weiteren Symptomen wie z.B. Schluckbeschwerden, Beeinträchtigungen der Kieferbeweglichkeit oder größeren Schwellungen im Gesicht oder am Hals, hat sich die Infektion noch einmal ausgebreitet. Bei solch schweren Komplikationen muss unbedingt gehandelt werden! Die Keime können sich ansonsten im ganzen Körper ausbreiten und Organe wie das Herz angreifen und schädigen. Deswegen gilt:
Am besten ist es, schon bei den ersten starken Zahnschmerzen eine Zahnarztpraxis aufzusuchen.
Die Zahnentzündung Pulpitis kann drei Ursachen haben:
Karies entsteht im Zusammenspiel aus Bakterien und der Demineralisierung des Zahnschmelzes. Die hohe Aufnahme zuckerhaltiger Nahrungsmittel oder ein mangelnder Speichelfluss im Mund sind hauptverantwortlich dafür, dass sich Mineralstoffe aus dem Zahnschmelz herauslösen.
Er verliert dann seine Schutzwirkung, wird porös und es kommt zu Karieslöchern. Diese fallen anfangs nicht durch Zahnschmerzen auf. Schmerzhaft wird es erst, wenn die Bakterien den gesamten Zahnschmelz durchdrungen haben. Denn eine Karies breitet sich immer weiter aus – über das Zahnbein bis ins Zahnmark, wo dann die Zahnentzündung entsteht.
Sie führen oft zu Beschädigungen der Zähne wie Rissen oder einer abgeriebenen Schmelzschicht. So können ebenfalls Bakterien ins Innere gelangen und eine Zahnwurzelentzündung auslösen.
Nicht selten treffen eine weit fortgeschrittene Parodontitis und die Zahnkrankheit Karies aufeinander. Zahnmediziner sprechen hier von einer Paro-Endo-Läsion, bei der die eine oder die andere Erkrankung weiter noch eine Pulpitis auslösen.
Nein – denn das entzündete Zahnmark ist von festem Material umgeben. Während sich andere Entzündungen beispielsweise auf der Hautoberfläche durch eine Schwellung Raum verschaffen können, kommt es hier zu einer Stauung in einem sehr kleinen Raum. Die Blutgefäße versuchen Abwehrzellen zur Entzündung zu bringen und dehnen sich aus. Dazu schwillt das entzündete Weichgewebe an und beides löst dann so viel Druck aus, dass die Zahnnerven absterben.
Empfohlen werden hier immer wieder:
Denken Sie aber bitte immer daran:
Diese Mittel sind kein Ersatz für die notwendige Zahnbehandlung! Sie können allenfalls die Schmerzen bis zum Zahnarzttermin etwas lindern oder auch einer schnellen Ausbreitung der Entzündung entgegenwirken.
In der Diagnostik verfolgen Behandler hier zwei Ziele. Sie prüfen einerseits die Vitalität des Zahns und untersuchen anschließend die Ausbreitung der Zahnentzündung.
Reagiert Ihr Zahn beispielsweise noch auf einen Kältereiz, ist er nicht abgestorben. Spüren Sie den Reiz nicht mehr, hat die Entzündung Zahnmark und die Nerven bereits irreparabel geschädigt.
Dazu werden Röntgenbilder angefertigt, die die Entzündungsausbreitung anzeigen. Das bildgebende Verfahren hilft oft auch bei der Kariesbehandlung.
In einem frühen Stadium bei noch vitalen Zähnen genügen eine Kariesbehandlung und eine Füllung der Krone betroffener Zähne. Das Zahnmark kann sich dann wieder vollständig erholen. Häufig sind die Schädigungen der Pulpa jedoch schon zu groß.
Hier öffnen Zahnärzte den entzündeten Zahn von oben, um entzündetes und totes Gewebe aus dem Zahninnern zu entfernen. Die Therapie erfolgt unter örtlicher Betäubung mit besonders dünnen, flexiblen Handinstrumenten, die bis in die Spitzen der Zahnwurzeln vordringen können.
Eine computergestützte Vermessung der Zahnwurzeln oder Dentalmikroskope unterstützen bei der Behandlung. Zudem wird das Zahninnere dabei immer wieder mit antibakteriellen Spüllösungen gereinigt. Teilweise unterstützt Ultraschall oder Laserlicht die Reinigung.
Anschließend erhalten die Zähne vorübergehend oft eine Einlage mit desinfizierenden, entzündungshemmenden Medikamenten. Bei einer zweiten Sitzung folgt dann die Abdichtung der Zahnwurzel mit einer anpassungsfähigen Wurzelfüllpaste, die auch kleine Wurzeläste erreicht, bevor sie aushärtet.
Zuletzt erhält der Zahn dann wieder eine Füllung oder eine Krone, je nach Bedarf an Restauration. Hier empfiehlt sich zunächst ein Provisorium, um eine Zeit lang beobachten zu können, ob der Zahn beschwerdefrei bleibt.
Trotz aller Sorgfalt und Präzision treten bei einigen Patienten immer wieder Zahnentzündungen auf oder entwickeln sich chronisch. Gründe dafür können kleinste Bakterienreste sein, die durch die erste Behandlung in winzigen Verästelungen der Zahnwurzeln nicht erreicht wurden. Ältere Wurzelfüllungen neigen ebenfalls im Laufe der Zeit zu Anfälligkeit für neue Zahnentzündungen und brauchen dann eine Wurzelrevision.
Bei wiederkehrenden Entzündungen bleibt dann nur die Wurzelspitzenresektion als letztes Behandlungsmittel. Dabei werden die Wurzelspitzen und eventuelle Zysten rund um die Zahnwurzel in einem kleinen operativen Eingriff entfernt.
Die offene Zahnwurzel erhält dann ebenfalls wieder eine Abdichtung.
Eine Wurzelspitzenresektion ist die letzte Möglichkeit, bei chronischen Zahnentzündungen einen Zahn zu retten. Danach oder als Alternative bleibt nur die Extraktion des Zahnes und eine Versorgung mit Zahnersatz.
Nach einer Wurzelkanalbehandlung oder Wurzelspitzenresektion gelten die gleichen Hinweise wie bei vielen anderen Zahnbehandlungen:
Zur Vorbeugung von Zahnwurzelentzündungen gelten die allgemeinen Tipps für eine gute Mundhygiene und Zahngesundheit:
Bei regelmäßigen Zahnarztbesuchen können Zahn- oder Zahnfleischerkrankungen frühzeitig erkannt werden. So ist meist noch eine einfache und kurze Therapie möglich, bevor chronische Krankheitsbilder oder Folgen wie eine Zahnentzündung auftreten.